Wo ist das Glück?

 

Warum verläßt der Sohn den Vater? Jesus sagt in dem Gleichnis vom verlorenen

Sohn nichts über das Motiv des jungen Mannes. Wir haben aber den Bericht vom Sündenfall (1. Mo 3 ff), den der Heilige Geist Mose eingab.

 

Damals, im Garten Eden, entstand das falsche Bild, das die Welt sich auch heu- te von Gott macht. Es entstand durch die Worte des Teufels, den Jesus den Vater der Lüge nennt. (Joh 8,44)

 

"Gott hat euch nicht die Wahrheit gesagt," sagte der Teufel zu Adam und sei-

ner Frau. "Gott sagt, daß ihr sterben werdet, wenn ihr von dem Baum der Er- kenntnis von Gut und Böse eßt. Nein, ihr werdet nicht sterben..."

 

Was geschieht hier? Mitten im Paradies, das Gott für den Menschen erschaffen hatte, vor den Augen Gottes wagt ein von Gott erschaffener Engel, Zweifel an Gottes Wort zu wecken, Gott der Lüge zu bezichtigen, - und Gott greift nicht ein. 

 

Gott vertraute Adam, dem Menschen, seinem Partner, seinem Freund, daß er seine Autorität gebrauchen und die Worte des Teufels zurückweisen würde. Aber Adam weist sie nicht zurück. Er greift nicht ein, als seine Frau sich zum Mißtrauen gegen Gottes Wort verführen läßt. Wie sie hört auch er dem Bösen zu...

 

...und auch er ordnet sich den verführerischen Worten des Teufels unter.

 

Er wurde nicht dazu gezwungen. Er hätte anders handeln können. Gott hat den Menschen mit der Fähigkeit des freien Willens erschaffen. Er hat ihn als  ein freiwilliges Wesen erschaffen, das Ja, aber auch Nein sagen kann.

 

Hier nun war das Versprechen, mit dem der Teufel damals wie heute den Men-

schen unter seine Herrschaft lockte: "Gott hat euch nicht genug gegeben. Ihr könntet mehr sein als ihr seid. Ihr könntet wie Gott, ihr könntet Götter sein... Niemand mehr über euch, dem ihr euch unterordnen müßt."  

 

Der Teufel weckte im Menschen eine Begierde, durch die er selbst zu Fall ge- kommen war: "Macht euch von Gott unabhängig! Macht euch selbst zu Gott!" 

 

Dieses Verlangen wurde im Paradies in den Menschen hineingehaucht und ge-

hört seither zu der gefallenen, menschlichen Natur. Nicht mehr Gott, sondern das ICH sitzt auf dem Thron unseres Lebens. Das hat die Menschheit krank gemacht.*

 

Hörte Gott auf, uns zu lieben? Er sah unseren verlorenen Zustand, aber er sagte nicht: "Ihr geht mich nichts an!" Gottes Liebe bleibt nicht unbeteiligt, sie nimmt Anteil, sie mischt sich ein. Gott sandte vom Himmel das WORT auf die Erde, er sandte Jesus, den Sohn, den Erlöser aus jeder Art von Knechtschaft.

 

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Der jüngere Sohn in dem Gleichnis, das Jesus uns erzählt, empfing vermutlich

diesen Gedanken: Zu Hause, unter der Autorität meines Vaters, bin ich nicht wirklich glücklich. Das Glück ist irgendwo dort draußen in der Welt. Dort habe ich mehr Möglichkeiten, mich selbst zu verwirklichen.

 

Wir wissen, wer ihm diesen Gedanken eingab, der offensichtlich eine Lüge war.

Warum aber nahm er ihn an, warum stimmte er ihm zu? Er hätte ihn zurückwei-

sen können.

 

Gedanken werden uns gegeben, aber sie haben keine Macht über uns, solan- ge wir uns ihnen nicht zuwenden. Sie brauchen unser JA, damit sie über uns  herrschen können. 

 

Der Sohn trennte sich vom Vater. Er verließ sein Zuhause bei Gott, er verließ die Geborgenheit, die Liebe, den Wohlstand, die hohe Position, die er innehatte, um unabhängig vom Vater glücklich zu sein. In dem Verlangen, sein ICH zu be-

friedigen, probierte er aus, was die Welt an Leben zu bieten hat.

 

Eine Zeitlang ging alles gut. Noch ist von dem Vermögen da, das der Vater ihm mitgegeben hat, aber es wird weniger und weniger, bis es ihn nicht mehr trägt. Auch die Freunde, die sein Geld, seine Intelligenz, seine Redegewandtheit, sei-

nen lockeren Lebensstil geschätzt hatten, verlassen ihn nach und nach.

 

Alles, woraus er sein Selbstwertgefühl bezog, bröckelt ab, löst sich auf, stellt sich als nicht verläßlich heraus. In den Augen der Welt - und auch vor sich selbst - ist er bald niemand mehr, ärmer als die Armen, ohne Familie, ohne Freunde, ohne Beruf, ohne Geld. Nicht einmal Mitleid wird ihm noch geschenkt.

 

Ein Mensch, der sich auf sich selbst verließ statt auf Gott.

 

Trifft das auf uns alle zu? Jesus sieht es so. Wer sich von Gott (dem Vater, dem

Sohn und dem Heiligen Geist) abwendet, um unabhängig von ihm sich selbst zu leben, verbraucht, was Gott ihm mitgab, und endet in äußerster Armut.                                                      

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*Im Lauf der 6000-jährigen Menschheitsgeschichte haben Menschen sich wie- der und wieder selbst zu Göttern ernannt; der eine, wahre Gott aber ist aus Liebe zu den Menschen Mensch geworden. (Joh 1,14)